Bis zur Reformation (16. Jh.) gehörten die Siebenbürger Sachsen, zusammen mit den Ungarn und Szeklern, der katholischen Religionsgemeinschaft an. Das Oberhaupt der katholischen Kirche Siebenbürgens war der Bischof von Weißenburg (Alba Iulia), der seit dem 11. Jahrhundert in dieser Stadt seine Residenz hatte. Laut "Goldenem Freibrief" (1224) durften die sächsischen Gemeinden ihre Pfarrer selbst wählen, der vom Weißenburger Bischof nur noch bestätigt werden musste. Diese Tatsache hatte aber auch dazu geführt, dass die Siebenbürger Sachsen sich der Macht des Bischofs mehr und mehr entzogen, und es ihnen unter der Herrschaft Geisa II. - Ende des 12. Jahrhunderts gelang, eine eigene Propstei in Hermannstadt zu errichten. Die Hermannstädter Propstei wurde nun nicht mehr aus Weißenburg (Alba Iulia) regiert, sondern war dem Erzbischof von Gran (Esztergom) verantwortlich.
Die Propstei von Hermannstadt sollte fast 200 Jahre das Schicksal der Probstdorfer Bewohner bestimmen. Noch während der Regierungszeit Andreas II. (1205 - 1235) gelangte unsere Gemeinde in den Besitz der Hermannstädter Propstei, was mit einer Fülle von sozial-wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen für Probstdorf verbunden gewesen sein mag. Unser Dorf gehörte bis in unsere Tage zu den ärmsten Gemeinden des Harbachtales (dieses könnte eventuell mit den o. a. historischen Ursachen zusammenhängen), was man über die Probstdorfer Kirchenburg allerdings nicht sagen kann.
Die Probstdorfer Kirchenburg
Mit zunehmender Türkengefahr zu Beginn des 15. Jahrhunderts wurde auch die Probstdorfer Kirche allmählich wehrhaft umgebaut. Die turmlose Basilika erhielt einen mächtigen Wehrturm, Graben und Wall wurden durch Ringmauern mit Ecktürmen ersetzt. Das Kirchengebäude baute man später als gewölbte, spätgotische Basilika mit erhöhtem Seitenschiff um. Im 19. Jahrhundert fanden wichtige Um- und Erweiterungsarbeiten statt. Die Kirche wurde erweitert, der Innenraum neu gestaltet, das Gestühl und die Galerien wurden erneuert. 1981 wurde der Innenraum des Gotteshauses nochmals komplett renoviert und 2 neuartige Beleuchtungsringe in Form eines Rades angebracht. Im Jahr 1995 folgte mit Hilfe von Spenden der HOG Probstdorf die Instandsetzung des Dachs und gründliche Ausbesserung der Außenwände. In den Jahren 2008 - 2011 wurden durch kleine Spenden seitens der HOG und mit Hilfe der Stiftung Au-Ro immer wieder kleine Instandhaltungsarbeiten durchgeführt. 2012 widerfuhr der Probstdorfer Kirchenburg eine großartige Hilfe. Sie war Bestandteil des Riesenprojektes "18 Kirchenburgen", wurde gründlich saniert und für touristische Besichtigungen geöffnet. Auch heute führt unser Kurator die zahlreichen Besucher stolz durch die Kirchenburg, steigt die schmalen Treppen des Speckturms hoch und erzählt lustige und nachdenkliche Begebenheiten aus der Vergangenheit.
Besondere Verdienste für Kirche und kirchliches Leben in Probstdorf haben sich Pfarrer Adolf Zikeli und Walter-Eberhard Schullerus erworben. Adolf Zikeli war über 40 Jahre lang Pfarrer in Probstdorf. In seine Dienstzeit fallen die weitreichendsten Umbauarbeiten an der Probstdorfer Kirchenburg. Er war nicht nur ein guter Organisator, sondern auch ein begabter Pfarrer und Chronist. Seine Aufzeichnungen erlauben uns einen genaueren Einblick in das Leben unseres Dorfes in der Mitte und Ende des 19. Jahrhunderts.
Grabstein Pfarrer Zikeli - Friedhof Probstdorf (2018)
Pfarrer Walter-Eberhard Schullerus kam 1957 nach Probstdorf. Er betreute 17 Jahre lang unsere Gemeinde. Ihm gelang es, Glauben und Hoffnung in den Nachkriegsjahren wieder miteinander zu verknüpfen und somit die Kirchengemeinde zu stärken. Das Gemeinschaftsleben erstarkte zu seiner Amtszeit, Probstdorf fing an sich von den Kriegswunden zu erholen und sogar mit Optimismus in die Zukunft zu schauen. Die Probstdorfer werden Pfarrer Schullerus für seine seelsorgerische Arbeit und sein Engagement in bester Erinnerung
Pfarrer Schullerus mit Ehefrau
Es ist nicht genau nachweisbar, seit welchem Jahr es die erste Schule in Probstdorf gab. Die Volkszählung aus dem Jahr 1488 hält aber fest, dass in unserem Dorf auch ein Schulmeister gelebt hätte, was die Existenz einer Schule annehmen lässt. Weiter ist als Urkunde bekannt, dass Studenten aus Siebenbürgen an der Hochschule in Wien schon in den Jahren 1501 - 1526 gegeben hat, darunter auch zwei Probstdorfer. Im 18. Jahrhundert wird die allgemeine Schulpflicht eingeführt und seit jener Zeit haben ohne Unterbrechung die schulpflichtigen Kinder die Probstdorfer Schule besuchen können.
Das im Jahr 1800 erbaute Schulgebäude wurde durch ein neues Gebäude abgelöst. In diesem Schulgebäude sind die sächsischen Kinder in deutscher Sprache bis 1991 unterrichtet worden. Ab diesem Jahr hat es keine Klassen mit deutscher Unterrichtssprache mehr geben können, weil 90% der Probstdorfer Sachsen ihr Heimatdorf verließen. In den Jahren des Kommunismus wurden alle Probstdorfer Kinder der Klassen I - IV mit deutscher bzw. rumänischer Unterrichtssprache in dem Schulgebäude unterrichtet. Die eigentliche rumänische Schule wurde zum gemeinsamen Kindergarten umfunktioniert. Heute wird nur noch in rumänischer Sprache unterrichtet und die Schule ist zusammen mit dem Kindergarten in der ehemaligen rumänischen Schule untergebracht. Die ehemalige deutsche Schule ging wieder über in den Besitz der Evangelische Kirche Rumäniens und ist seit dem Jahr 2007 vermietet. Die Stiftung Au-Ro in Zusammenarbeit mit Social Business AgroPlus haben die ehemaligen Klassenzimmer zu schmucken Unterkünften umgebaut die von Touristen gebucht werden können. Ab März 2019 wurden die Unterkünfte sowie auch das ehemalige Pfarrhaus von "Agramonia" übernommen und verwaltet.
Schulgebäude 1997 und 2016