HOG Probstdorf (im Harbachtal)
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 Kleine Geographie von Probstdorf

Probstdorf liegt in einem Seitental des Harbachs, dem wichtigsten fließenden Gewässer aus dieser Region. Bis zur Verbindungsstraße Hermannstadt (Sibiu) - Schäßburg (Sighisoara) sind es etwa 3 km und bis zur Nachbargemeinde Jakobsdorf (Iacobeni) ca. 7 km. Das Dorf liegt in einer hügeligen Landschaft Siebenbürgens. Der Probstdorfer Bach - mit seinen Nebenbächen, hat viele "Berge" und "Täler" entstehen lassen, die vielen Probstdorfern in bester Erinnerung geblieben sind. Die Probstdorfer Berge gehören dem Harbacher Hochland an und erreichen Höhen zwischen 500 - 670 m. Das Dorf selbst liegt gut 460 m über dem Meeresspiegel.

Das heutige Gebiet Siebenbürgens war in früheren geologischen Zeiten ein Meer, das die Flüsse mit ihrem mitgeführten Gesteinsmaterial allmählich aufgeschüttet haben. Der neu entstandene Lebensraum wurde zuerst von Pflanzen und Tieren des Festlandes erobert, bis schließlich auch der Mensch sich dieses Gebiet im Karpatenbogen als Lebensraum erschloss.

Das Klima hat kontinentalen Charakter. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 8°C und es regnet etwa im Durchschnitt 600 mm/Jahr. Diese Klimadaten bieten recht gute Voraussetzungen für die Viehzucht als auch für den Ackerbau. Obstbau ist gut möglich, während die Weinrebe im Harbachtal nie so richtig heimisch werden konnte.

Über 30% der wirtschaftlichen Nutzfläche ist Wald. Insbesondere der Wald - zusammen mit Weiden und Wiesen - prägen das Landschaftsbild unseres Dorfes. Die Probstdorfer Wälder sind Laubwälder (Buchen- und Eichenwälder), die vor allem die Höhenzüge der Probstdorfer Berge bedecken. Der Wald liefert auch heute noch das unverzichtbare Brennholz sowie Baumaterial und ist auch gleichzeitig ein exzellentes Jagdrevier. Wie in vielen anderen Teilen Siebenbürgens wurde und wird auch in Probstdorf heute sehr viel Holz gefällt und zu industriellen Zwecken verkauft.

Die Wasserführung des Probstdorfer Baches ist für die Siedlungsgeschichte unseres Dorfes von großer Bedeutung gewesen. Wegen häufiger Überschwemmungen haben die Probstdorfer angeblich schon sehr früh ihren ursprünglichen Siedlungsstandort aufgeben müssen; ihr heutiges Dorf haben sie Jahrzehnte später, einige Kilometer talaufwärts vom alten Standort entfernt, wieder aufgebaut. Der Dorfbach war und ist ein wichtiger Bestandteil unseres Dorfes, auch wenn er heute eher einem zugewucherten Rinnsal gleicht. In ihm wurde die Wäsche gewaschen, der Hanf eingelegt und das Vieh getränkt. Auch für die Kinder war der Bach nicht wegzudenken. Ihm gehören ebenfalls unvergessliche Erinnerungen.

 

Dorfanlage

Probstdorf, ein "Straßenangerdorf", hat sich zweizeilig entlang des Baches und der Hauptstraße entwickelt. Auf dem Anger befinden sich die Kirchenburg aus dem 14. Jahrhundert, das Gebäude der ehemaligen deutschen Schule, die rumänische Schule, das Gemeindehaus und der Tanzplatz. Am rechten Ufer des Baches liegt das evangelische Pfarrhaus und die ehemalige Kanzlei des Dorfes.

Die etwa 80 sächsischen Höfe konzentrierten sich auf die Mitte des Dorfes. Die Höfe der Rumänen und der Roma (Zigeuner) schlossen sich den sächsischen Höfen an und bildeten früher den südlichen und nördlichen Ortseingang.

Heute sind nur noch wenige Höfe von Probstdorfer Sachsen bewohnt. Die meisten haben ihr Dorf verlassen, sind in die Städte gezogen oder haben ihre Heimat für immer verlassen.

 


  Die Dorfmitte mit den  beidseitig des Baches nebeneinander liegenden Hofstellen

Links - "de Ueßset" (die Schattenseite) / Rechts - "der Soannset" (die Sonnenseite)

A - evangelische Kirchenburg / B - deutsche Schule / C - Tanzplatz / D - Gemeindesaal / F - rumänische Schule

1 / 195 - Pfarrhof (alte und neue Hausnummer) 

 

 

 

 

Die "Ueßset" (Schattenseite) - links  /  die "Soannset" (Sonnenseite) rechts nördlich der Kirchenburg

 

Entlang der Schattenseite lagen die sächsischen Höfe mit den Hausnummern 179 - 214 und an der Sonnenseite ("Soannset") waren es die Höfe mit den Nummern 40 - 89. Eine Bestandsaufnahme der Höfe aus dem Jahr 1999 zeigt uns ein völlig verändertes Bild: von den 80 sächsischen Höfen werden nur noch 14 Höfe von Probstdorfer Sachsen bewohnt. 11 Höfe sind im Staatsbesitz, 17 Höfe sind an Rumänen und / oder Roma (Zigeuner) verkauft worden und der Rest ist unbewohnt, jedoch weiter im Besitz ausgewanderter Siebenbürger Sachsen. Ein kleiner Teil ist abgetragen und in Gärten umgewandelt worden. Die alte Kanzlei (Hausnummer 165/200) ist ebenfalls in Händen des Staates und heute ein Wohnhaus, während das Pfarrhaus (1/195) der evangelischen Kirche gehört und vermietet ist.

In den Jahren 2007 - 2016 hat die Stiftung Au-Ro gemeinsam mit dem Social Business AgroPlus die Gebäude auf dem Pfarrhof und der ehemaligen deutschen Schule renoviert, instandgesetzt, erweitert, Dorfbewohner ausgebildet und angestellt sowie das ganze Anwesen zu einer Tourismus- und Ausbildungstätte mit Schmiede, Obstverarbeitung und Gärtnerei umgestaltet. Der Nachfolger hat diese Arbeit leider nicht intensiv verfolgt und weiter entwickelt. Im März 2019  hat erfreulicherweise ein neues Projekt  "Agramonia" gestartet mit den Kernbereichen Tourismus und Biodiversität.

Im Jahr 2018 wurden noch 8 sächsische Höfe von Probstdorfer Sachsen bewohnt und 17 Höfe sind weiter im Besitz ausgewanderter Probstdorfer Sachsen.