HOG Probstdorf (im Harbachtal)
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Die Geschichte der Siebenbürger Sachsen - ein kurzer Überblick

 


Die Siebenbürger Sachsen sind eine deutschsprachige Minderheit im heutigen Rumänien, welche die Reliktmundart Siebenbürgisch-Sächsisch sprechen. Sie sind seit dem 12. Jahrhundert in dem Landesteil Siebenbürgen (auch Transsylvanien genannt) ansässig und sind damit die älteste noch existierende deutsche Siedlergruppe in Osteuropa.

Die Ansiedlung der Siebenbürger Sachsen erfolgte unter König Geisa II (Geza II 1141-1162). Die Siedler wurden vom ungarischen König als dem Landsherrn gerufen. Sie kamen "ad retinendam coronam" - zum Schutze der Krone. Sie sollten das Königreich und den König vor eindringenden feindlichen Völkern schützen und verteidigen. Der König erhoffte sich darüber hinaus auch noch wesentlich höhere Steuern, fortgeschritteneren Ackerbau, Städtebau, eine Belebung des Handels, Erwartungen die sich auch erfüllten.

Sie kamen hauptsächlich aus Flandern, Franken und Luxemburg und wurden in kaum bevölkerte Gebiete angesiedelt, auf dem Hochland zwischen den Flüssen Alt, Harbach und Kokel (Hermannstädter Gau), in der Bistritzer Gegend (Nösner Gau) und dem Radnaer Gebirge, also in Transsylvanien, dem "Land jenseits des Waldes".

Diese "Saxones", wie sie genannt wurden, erhielten von den ungarischen Königen beachtliche Privilegien. So durften sie ihre Rechtspflege behalten, die Ansiedlung und Verteidigung organisieren und ihre Richter und Pfarrer frei wählen. Die bäuerlichen Siedler bekamen alle gleichgroße Hofstellen und Ackerflächen. Weide, Wald, Bäche, Flüsse und Seen wurden gemeinsam genutzt. Um ihr Hab und Gut besser verteidigen zu können, legten die Siedler ihre Hofstellen entlang der Straße eng zusammen, wie dies auch in Probstdorf der Fall gewesen ist. Auf diese Weise wurde nicht nur der soziale Zusammenhalt gefördert, sondern die nachbarschaftliche Hilfe wurde zum Fundament dörflicher Gemeinschaft in Siebenbürgen. Die Kolonisten brachten gute, fortschrittliche Methoden im Ackerbau (Dreifelderwirtschaft) und in der Viehzucht mit und gründeten etwa 250 - 300 Dörfer. Ihr wichtigster Gewinn war es, als freie Bauern auf dem Königsboden leben zu können. Sie waren nicht der Adelsherrschaft oder dem Klerus unterworfen, wie dieses lange Zeit mit den Probstdorfer Bewohnern der Fall gewesen ist. Die ungarischen Könige sprachen von den Siebenbürger Sachsen als ihren "treuen deutschen Gästen". Dabei blieb es auch über die vielen Jahrhunderte, bis zum 19. Jahrhundert, als die verbrieften Rechte der Siebenbürger Sachsen vom Hause Habsburg aufgehoben wurden.

Die ersten Siedlungen waren wohl Hermannstadt, Leschkirch und Schenk sowie deren Umgebungen. Diese Gebiete heißen auch heute noch im Volksmund "das alte Land". Die Probstei von Hermannstadt sollte fast 200 Jahre das Schicksal der Probstdorfer Bewohner bestimmen. Noch während der Regierungszeit Andreas II. (1205 - 1235) gelangte Probstdorf in den Besitz der Hermannstädter Probstei, was mit einer Fülle von sozial-wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen für Probstdorf verbunden gewesen sein mag.

Außer den Siebenbürger Sachsen siedelten sich auch nomadisierende Slawen und Rumänen an, Szekler und Magyaren wurden ebenfalls ansässig in Siebenbürgen.

Der Siedlungsaufruf von Geisa II. war nicht der Einzige. Es folgte die Besiedlung Nordsiebenbürgens und der Burzenländer Hochebene.

Die deutschen Siedler wuchsen in der neuen Heimat in jahrhundertelangem Zusammenleben zu einer festen Gemeinschaft - den "Siebenbürger Sachsen", welche die Verbindung zum Mutterland jedoch ständig aufrecht erhielten. So kam es im Laufe der Zeit immer wieder zu weiteren Umsiedlungen / Auswanderungen aus Deutschland, Österreich, Böhmen und der Zips. Zwischen 1742 - 1750 zogen etwa 800 evangelische Badener aus Deutschland zum größten Teil nach Mühlbach. Zwangsumgesiedelt wurden im 18. Jahrhundert die Landler aus Österreich, es folgten Mitte des 19. Jahrhunderts etwa 1000 Württembergische Schwaben sowie um die Jahrhundertwende zahlreiche Zipser nach Nordsiebenbürgen.

Nach neuesten Forschungen geht man davon aus, dass die ersten Siedler "im alten Land" etwa 2000 - 3000 Personen waren. Im Allgemeinen war die Seelenzahl der Siebenbürger Sachsen nie sehr groß. Nach dem Mongolensturm um etwa dem Jahr 1300 kann man von ca. 100.000 Siebenbürger Sachsen ausgehen. Dann kamen im 16. Jahrhundert die Türkenkriege wobei man auch hier von etwa 100.000 Seelen ausghehen kann. Im Jahr 1765 lebten etwa 120.000 Sachsen in 241 sächsischen Ortschaften. Die höchste Seelenzahl der Siebenbürger Sachsen von 250.000 in 250 Ortschaften zählten sie vor dem 2. Weltkrieg.

Der wirtschaftliche Faktor hat die Beziehungen Rumäniens zu Deutschland beeinflusst und bestimmt, wodurch sich der Weg zur Einbeziehung Rumäniens in die Einflussphase des Dritten Reiches öffnete. Dieses hatte im Nachhinein verheerende Folgen für die deutsche Volksgruppe in Rumänien. Am 23. August 1944 wechselte Rumänien plötzlich die Front. Dieses führte nach Kriegsende zur Deportationen von 65.000 Rumäniendeutschen. Etwa 26.000 Siebenbürger Sachsen kamen zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion von wo sie nicht mehr alle heimkehrten. Im März 1945 folgte die Enteignung der deutschen Bauern. Die Enteignung des deutschen Bürgertums durch Verstaatlichung aller Gewerbe- und Handwerksbetriebe fand im Juni 1948 statt, gefolgt von der Verstaatlichung des gesamten deutschen Schulvermögens im August desselben Jahres.

Trotz der vom Staat auf ihren engsten theologischen Bereich eingeschränkten Evangelischen Landeskirche, war sie in ihrer volkskirchlichen Tradition der größte Rückhalt für die deutsche Bevölkerung. Es wurden Gottesdienste, Taufen, Trauungen und Beerdigungen abgehalten.

Eine weitere schmezliche Folge des Krieges war für die Rumäniendeutschen die Trennung vieler Familien durch Kriegsgefangenschaft und durch Zwangsevakuierung, genauso wie die erschwerte Einreise nach Rumänien für viele Deportierte aus den ukrainischen Kohlebergwerken.

Nach Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Rumänien und der Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1967 siedelten immer mehr Deutsche im Rahmen der Familienzusammenführung nach Deutschland um. Dem Sturz der kommunistischen Ceauşescu-Diktatur im Dezember 1989 folgte ein Massenexodus der Siebenbürger Sachsen aus Rumänien.

Lebten im Jahr 1966 noch 317 Sachsen in Probstdorf, so sind es noch 17 Personen aus sächsischen Familien im Jahr 2019!

  Erstellt:  Michael Hügel 15.02.2019